Der kleine Zirkuselefant

DER KLEINE ZIRKUSELEFANT
– eine Geschichte aus der Komfortzone -In einem Wanderzirkus kam ein Elefantenbaby zur Welt. Niemand im Zirkus hatte Zeit, sich ständig um dieses Elefantenbaby zu kümmern und aufzupassen, dass es nicht fortläuft. Deshalb machte der Wärter das, was er in solchen Situationen schon immer gemacht hatte. Er rammte einen Pflock in die Erde, band ein Seil daran fest und befestigte das andere Ende des Seils am Hinterbein des Tieres und gab ihm auf diese Art und Weise einen eingeschränkten Bewegungsfreiraum, während er gleichzeitig verhinderte, dass das Elefantenbaby weglief.


Der Elefant begann nun sein Terrain zu sondieren und eroberte seine neue Welt, indem er in alle Himmelsrichtungen so weit ging, wie das Seil es zuließ. Auf diese Weise entstand ein runder, durch die Länge des Seils vorgegebener Kreis.

Nach einer Weile hatte unser kleiner Elefant alles entdeckt, was es innerhalb des Kreises zu entdecken gab. Er machte die Erfahrung, dass es ihm hier gut ging und jeder Versuch den Kreis zu verlassen schmerzhaft war, da das Seil an seinem Bein zerrte. Er beschränkte sich also auf sein Reich, in dem er sich gut auskannte und dessen Grenze bald durch einen festgetretenen Kreis gekennzeichnet war.

Nun ging die Zeit ins Land und unser Elefant wurde größer und kräftiger. Irgendwann hätte er den Pflock mühelos aus der Erde ziehen können, doch in der Zwischenzeit war etwas geschehen: Der Elefant hatte „gelernt“. Er hatte gelernt, dass es keinen Sinn macht an diesem Pflock zu ziehen, dass der Versuch seinen Kreis zu verlassen schmerzhaft war.

Er richtete sich in seiner Komfortzone behaglich ein und die Welt „da draußen“ erschien für ihn nicht mehr erreichbar.

nach Jorge Bucay

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