Die Geschichte vom KLEINEN BAUMWOLLFADEN
Es war einmal ein kleiner Baumwollfaden, der hatte Angst, dass er nicht ausreichte, so, wie er war: „Für ein Schiffstau bin ich viel zu schwach“, sagte er sich, „und für einen Pullover zu kurz. An andere anzuknüpfen, dazu habe ich viel zu viele Hemmungen. Für eine Stickerei eigne ich mich auch nicht, dazu bin ich zu blass und farblos.
Ja, wenn ich ein Goldfaden wäre, da könnte ich eine Stola verzieren oder ein Kleid. Aber so?! Es reicht eben nicht! Zu nichts bin ich nütze. Ich bin ein Versager. Niemand braucht mich. Niemand mag mich – und ich mich selbst am wenigsten.“
So sprach der kleine Baumwollfaden zu sich selbst, legte eine traurige Musik auf und fühlte sich ganz niedergeschlagen in seinem Selbstmitleid.
Währenddessen lief draußen in der kalten Nacht ein Klümpchen Wachs in der beängstigenden Dunkelheit verzweifelt umher. „Für eine dicke Weihnachtskerze bin ich viel zu klein“ jammerte es „und wärmen kann ich kleines Ding alleine auch niemanden. Um Schmuck für eine tolle große Kerze zu sein, bin ich zu langweilig. Ach was soll ich denn nur tun, so alleine in der Dunkelheit?“
Da kam das kleine Klümpchen Wachs am Häuschen des Baumwollfadens vorbei! Und da es so sehr fror und seine Angst so riesig war, klopfte es schüchtern an die Türe.
Als es den niedergeschlagenen kleinen Baumwollfaden sah, kam ihm ein wunderschöner Gedanke und es sagte eifrig: „Lass dich doch nicht so hängen, kleiner Baumwollfaden. Ich weiß was. Wir beide tun uns zusammen. Für eine große Weihnachtskerze bist du zwar als Docht zu kurz und ich hab‘ dafür nicht genug Wachs, aber für ein Teelicht reicht es allemal.
Es ist doch viel besser, ein kleines Licht anzuzünden, als immer nur über die Dunkelheit zu schimpfen!“
Verfasser unbekannt…und was ist erst, wenn viele kleine Lichter angezündet werden:-)
Ich wünsche Dir eine besinnliche leuchtende Zeit. Herzlich Trudy Henn